Bemerhaven
Es geht hier wieder um ein Motorradrennen, ein weiteres "hartes" Wochenende. Die OMK (=Oberste Motorsport Kommission) hat unsere Klasse, 80ccm Horex-Cup, für das Bremerhavener Fischereihafenrennen eingeteilt. Oh Mann! Ist das weit! Da müssen wir bereits Freitag Mittag losfahren. "Unser" Transporter war der
Lieferwagen (Ford Bus) von Yogis väterlicher
Firma. Er wurde von uns liebevoll "BUBU" genannt. Dies bedeutete "
BUms BUs", in Anspielung auf die wochenendliche
Nutzung als Gemeinschaftstransporter für
Disco besuche. Yogi war als Ausfahrer häufig
mit diesem Fahrzeug unterwegs und bewegte dieses mit höchster Zielgenauigkeit
und Geschwindigkeit. An diesem Wochenende mußte er allerdings bereits
Montags zu einer betrieblichen Ausbildung nach Westrhauderfehn (kein Tippfehler, Ort heißt
wirklich so!) in Ostfriesland
. Aber man fand eine Lösung: Das Team belädt Freitag Nachmittags
den Bus und fährt nach Westrhauderfehn, trifft sich mit Yogi, der dann
mit der Ausbildung bereits fertig ist, übernachtet irgendwo, und fährt
dann Samstags gemütlich nach Bremerhaven ins Fahrerlager.
Tags zuvor machten wir dann die nötigen
Besorgungen, beim Getränkehändler! Da es sich in
der Vergangenheit gezeigt hatte, daß die
Rennfahrerkollegen aus der ganzen Bundesrepublik einen enormen Gefallen an
unserem "Heyland´s Bier" entwickelten, fanden wir es sehr ökonomisch, zusätzlich einen
Kasten auffallend billiges "Rhön Export" für die Gäste mitzunehmen.
Dies sollte sich im Verlauf der Reise als
sehr verhängnisvoll herausstellen.
Die Fahrt nach Ostfriesland verlief ohne Vorkommnisse,
genau nach Plan. Yogi war auch schnell gefunden. Erst mal in eine Kneipe
zum Abendessen und später in die Disco, die Yogi in den Tagen zuvor
bereits getestet hatte. Während des Disco Besuches fühlte
sich Yogi jedoch sehr müde. Anscheinend waren die letzten Tage bzw.
Nächte sehr anstrengend gewesen. Es traf eine Verabredung mit der netten
Bedienung und gab uns folgendes auf: Ich lege mich jetzt für eine Stunde im
BUBU aufs Ohr. Wenn der Laden hier zumacht, kommt ihr mit der Bedienung (Name
leider vergessen) zum Bus und weckt mich --alles weitere sehen wir nachher! Alles klar! Machen wir! Kannst Dich auf uns verlassen! No Problem!
Härtner wollte bis dahin nicht so arg
betrunken sein und bestellte sich daher einen Spezi, was in unserer Gegend
eine Mischung aus Cola und Limonade ist. Die Getränke vom Abendessen
schlugen inzwischen an.... Er erhielt daraufhin ein Bier mit etwas Limo drin,
bei uns Radler genannt. Dumm gelaufen, andere Länder, andere Sitten,
typisches Mißverständnis. Im Laufe der nächsten Stunden freundeten
wir uns mit ein paar Einheimischen an. Das Wort "Prost" war die meist verwendete
Vokabel. Die Jungs gaben uns auch einen Tip, wo man wohl am besten übernachten
könnte: irgendein Grillplatz sei dafür prädestiniert - Super!
Irgenwann kam uns dann die Erkenntniss, daß
die Getränke in der Disco recht teuer waren, der Schlafplatz bereits
auserkoren und im Buß noch einige Kästen Bier warteten: Nix wie
los! Und die neuen Kumpels mit eingeladen. Der Platz war wirklich gut. Kasten Bier raus
und weitergetrunken und palavert. Bis Yogi aufwachte! "Wo sind wir hier? Wo ist
die Bedienung?" Oh, da war doch noch was...? Die hatten wir glatt vergessen.
Yogi war stinksauer und fuhr sofort zur Disco um seine Angebetete noch abzuholen.
Aber es war viel zu spät - keiner mehr da. Na, der Abend war ihm gründlich
verdorben. Wir haben noch ein Bier zusammen getrunken und er schwor uns jedem
Einzelnen auch einmal einen Fick (O-Ton, er meinte natürlich ein Rendezvous) zu vermasseln. Hm.
Am nächsten Morgen ging es planmäßig
nach Bremerhaven, zwar mit dem üblichen Unwohlsein im Bauch und etwas
matter Birne, aber bis dorthin waren wir wieder fit. Wir ergatterten auch
einen guten Platz im Fahrerlager: Nähe Ausfahrt (dies garantiert hohe
Mobilität) und auf der Rückseite einer Hafenkneipe - super erwischt! Moped raus, noch mal durchgecheckt und insgesamt
häuslich eingerichtet. Dann der obligatorische Rundgang um zu sehen
wo wer steht, alle Kumpels begrüßen, Informationen einholen und
den nötigen Papierkram vor dem Rennen erledigen.
Die Informationen deuteten auf ein Festzelt
im Fahrerlager hin, aber keiner wußte wo. Wenn Ihr´s findet,
sagt mir Bescheid, wurde uns von allen Bekannten aufgetragen. Na Klar, Ehrensache!
Ah, genau am anderen Ende, von unserem Bus aus gesehen, tauchte auf einem
weiten, freien Platz ein riesiges Bierzelt auf. Geil, das verspricht einen
lustigen Abend! Erstaunt stellten wir beim Betreten fest, das außer
5 Bedienungen und 2 Gästen niemand darin war. Aber macht nichts - Jetzt
sind ja wir da! "He, Frolein! 5 Bier Bitte an Tisch 12" war Yogis Begrüßung.
Wir fühlten uns völlig in unserem Element, jeah jetzt noch ein
Steak oder eine Bratwurst, andere Gäste werden wohl noch kommen. Rennfahrer
sind überwiegend sehr Kontaktfreudig und für jede Gaudi zu haben.
Mädels sind in so einem Festzelt sicherlich auch zu erwarten. Da kamen
schon die 5 Bierchen, bezahlen, nette Sprüche zu der weiblichen Bedienung
und PROST!
UMPFH! Oh, was für ein fürchterlicher
Geschmack! Hier ist wohl ein Unglück passiert! Wahrscheinlich Spülmittel
im Glas? "Frau Wirtschaft! Wir haben hier ein Problem!" Wir erklärten der Bedienung das Problem,
daß das Bier einen ungenießbares Aroma hat. Sie nahm unser Anliegen
sehr ernst, testete aus einem unserer Gläser und befand, daß es
wirklich etwas seltsam schmeckte. Sie holte ein frisch gezapftes "Referenzglas"
und befand zusammen mit uns, daß das Aroma das selbe ist. Es lag also
nicht an verseuchten Gläsern, es war das Bier. "Wir haben aber kein
anderes" war ihre, mit ehrlichem Bedauern ausgedrückte, Entschuldigung.
Der Grill war auch noch nicht angeschürt, so daß wir diesen Ort
enttäuscht verließen.
Aber es gab ja noch die Hafenkneipe hinter
unserem Bus. Ja, die muß es jetzt sein - nix wie hin! Auf dem Weg zurück,
quer durch Fahrerlager, wurde uns immer wieder die gleiche Frage gestellt:
"Und?" - "ja wir haben´s gefunden, aber kannste vergessen, übelste
Sorte. Geschichte vom Bier erzählt - alles klar, und weiter, wieder
die Geschichte, und wieder und wieder. Es gab auch Leute, die nicht so beliebt
bei uns waren: "Ja, das Festzelt steht dort unten am Ende des Fahrerlagers,
ganz durch, über die Strecke, dann seht ihrs schon!" naja...
font face="Arial"> Frohen Mutes erreichten wir das Ziel um eine
herbe Enttäuschung zu erleben: Die Kneipe hat zwar schon morgens um
6,00 Uhr auf, schließt dafür aber um 19,00 Uhr. Tja, wo ist denn
hier die nächste Kneipe? Nach Erkundung der Gegend und befragen von
Einheimischen, die auch nur sehr schwierig zu finden waren, stellte sich
heraus, daß das Hafenviertel ein reines Industriegebiet ist, ohne jegliche
Unterhaltungsmöglichkeiten. Zum Glück stand der Bus nahe der Ausfahrt
und wir konnten problemlos wegfahren. Dies ist im Innern des Fahrerlagers
nicht so. Meist ist man gnadenlos Eingeparkt und kann erst nach dem Rennen
mit den anderen losfahren. Also erkundeten wir die Stadt. Naja, ein Restaurant
fand sich dann, in dem was zu Essen zu bekommen war, aber so richtige Gaudi
kam nicht auf. Die Hütte war viel zu fein für uns. Weise Tischdecke
und so... Uns wäre eine richtige Wirtschaft viel lieber gewesen - aber
Fehlanzeige. Zurück ins Fahrerlager, dort geht's im allgemeinen auch
immer recht lustig zu und Bier hatten wir ja auch noch genug im Bus. Der
Abend schien noch nicht gefährdet.
Wieder zurück auf unserem 1a Platz holten
wir unsere Biervorräte heraus: Panik! Oh nein! Die Westrhauderfehner
hatten, zwar zusammen mit uns, sämtliches "Heyland´s Bier" vertilgt.
Wir hatten nur noch den Kasten "Rhön Export", was nur unwesentlich besser
war, als die Brühe aus dem Festzelt. - Abend gestorben! Am nächsten morgen: Als erstes zog es mich zum "Örtchen".
Was ich da sah, werde ich mein Lebtag nicht vergessen! Ich öffnete die
Tür und begegnete dem Grauen: Alles, die Wände, selbst die Decke,
war mit Kot beschmiert! Es sah aus, als hätte jemand in einen riesigen
"Haufen" einen recht großen Böller gesteckt und gezündet.
Da bleibt einem die Luft weg! Tür wieder zu und raus! Auf dem Weg zurück
zum Bus kam mir Härtner entgegen. "Wo ist denn hier das Scheißhaus?"
fragte er mich unmißverständlich, mit einem Gesichtsausdruck,
der Eile erahnen lies. Mir war in diesem Moment klar, daß er keine
langen Erklärungen erwartete, ja erwarten konnte, mir war es nicht möglich
ihm mit wenigen Worten die Aussichtslosigkeit seines Unternehmens zu schildern.
Er hätte es auch nicht wahrhaben wollen. So teilte ich ihm nur mit,
so mit Daumenzeig, "da hinten, aber du mußt Dich beeilen, es löst
sich gerade auf!" Mit dieser Information konnte er zwar im ersten Moment
nichts anfangen, aber für die Richtung war er erstmal dankbar. Wenige
Minuten nach mir kam er zurück zum Bus. Auf meine Frage "Und?" antwortete
er resigniert, ja verzweifelt, mit einem Ausdruck des Entsetzens in seinem
Gesicht: "zu Spät! Hat sich schon aufgelöst!" Ab in die Hafenkneipe,
die hat schon offen und ein WC - gute Idee! Bei der Gelegenheit kann man ja auch etwas
Frühstücken. Einen Tisch, zwar neben der Toilette was Härtner
ganz recht war, konnten wir gerade noch ergattern. Das WC war allerdings
Besetzt. Na ja, wird ja wohl gleich werden. Die Bestellung: Härtner trinkt morgens gerne einen Spezi,
d.h. ein Gemisch aus Cola und Limonade. Da er im nordischen Land bereits erfahren
mußte, das hier ein Spezi nicht ein Spezi in unserem Sinne ist, bestellte
er sich einen "kalten Kaffe", wie diese Mischung auch genannt wird. Die Bedienung
hatte viel zu tun, es dauerte alles ein Weilchen und dummerweise brauchte
die Person im "Örtchen" auch außergewöhnlich lange. Dies
trieb die Ungeduld bei Härtner auf die Spitze. Er klopfte bereits an
die Türe und rief anfangs: "HE, bist nicht bald fertig", später
dann:" Du scheiß Dich ja noch zu Tode!", "Aufwachen! Aufmachen!" Schließlich
kam die Bedienung und brachte für Ihn ein Kännchen eiskalten Bohnenkaffee!,
was in dieser Situation ein völliges Durchdrehen auslöste. Das
Gesicht! Die Fassungslosigkeit! Das Entsetzten! Geht hier alles Schief?!
Die Weltverschwörung hat stattgefunden! Warum ich? Was ist hier los?
Jetzt Aber! Er nahm die Bedienung am Arm und zog sie zu
sich herunter:" Mädche!" (der beschwörende, flehende Tonfall!) Stellt euch jetzt die Gesten vor, zusammen
mit dem Gesichtsausdruck! Imaginär nahm er ein Glas in die Hand,
hob es demonstrativ über den Tisch und sagte:" Cola!" - mit Blick auf
das imaginäre Glas. Dieselbe Aktion mit der anderen Hand: "Limo!" Er deutet mit dem Zeigefinger auf ein drittes,
imaginäres Glas auf dem Tisch: "Ein Glas!", schüttelt beide Hände
mit den imaginären Gläsern 1 + 2 über dem imaginären
Glas auf dem Tisch und ruft:" und rein damit - das will ich!" Diese Bestellung war eindeutig und hätte
wahrscheinlich auch in schwarz-Afrika oder in China zum Erfolg geführt.
Inzwischen war das WC frei geworden, aber währen der ausführlichen
Bestellung schon vom nächsten genutzt. Ja, einen Moment nicht aufgepaßt.
Aber es löste sich für Härtner alles in wohlwollen auf. Die
Bedienung brachte das ersehnte Mixgetränk und die Toilette wurde auch
gleich wieder frei. Ein schöner Tag hatte begonnen.... Das sportliche Erlebnis hielt sich in Grenzen.
Die ersten Runden auf der bisher unbekannten Strecke bestätigten die
schlimmsten Erwartungen, die der optische Eindruck bereits hervorrief. 80%
der Gesamtstrecke verlief über Kopfsteinpflaster. Nur ca. 20% der Gesamtlänge
waren ordentlich Asphaltiert, dafür kreuzten in diesem Bereich Bahnschienen.
Das ganze wurde garniert mit gelegentlich vorkommenden Gullydeckeln aus Eisen.
Selbst auf der Geraden mußte man sich die Ideallinie suchen, um die
Bodenwellen zu umfahren. Am Ende wars ein 8. Platz - nicht überragend,
aber wenigstens angekommen und ein paar Punkte mitgenommen. Die Heimreise verlief ohne nennenswerte Ereignisse.
Voll Elan besprachen wir bereits den nächsten
Einsatz: Geesthacht - diese Geschichte folgt bald. |